Die Geschichte eines musikalischen
Lebens :
Wie ein roter Faden zieht sich die Liebe zur Musik durch mein ganzes Leben. Als
kleiner Gastarbeiter-Sohn im Restaurant von meinen Eltern
in dem ich mich als Knirps oft aufgehalten habe und bewusst und unterbewusst die
deutschen Schlager und was da noch so alles lief auswendig singen konnte über
den zehnjährigen Grundschüler der jede Musik-Sendung im Fernsehen verfolgt hat
und die amerikanischen Charts besser kannte als mancher Radio-Moderator. Damals
fing ich an Kassetten aufzunehmen mit Radio-Songs die ich anmoderiert habe,
eines Tages werde ich sie für teures Geld bei Ebay versteigen…
Da meine Eltern oft die Restaurants und ich somit die Grundschulen gewechselt
habe, bin ich irgendwann im alten Arbeiterbezirk Wedding gelandet.
Es gab eine große musikalische Bewegung bei den Jugendlichen und Freunden in
meiner Umgebung, Tennis-Clubs oder sonstiges gab's hier nicht. Also gab es
einige die das DJing, Breakdancing und MCing ausgeübt und Tag für Tag trainiert
haben. Dazu gehörte DJ Ness, einer der besten Techniker überhaupt in Berlin und
DJ Task, ein guter Freund und viel auf Parties vertreten damals, unser Weddinger
DJ in den Berliner Clubs. Oft und viel war ich damals schon unterwegs, und auf
den besagten DJ musste oft gewartet werden da er nicht der schnellste war wenn’s
ums aufbrechen ging... aus Zeitvertreib spielte ich ein wenig mit seinen
Plattenspielern und irgendwelchen Breakdance-Platten rum – und fing Feuer…es war
an der Zeit das musikalische in mir nicht nur passiv zu erleben, sondern aktiv
ins Geschehen einzugreifen.
Ich übte zuhause „Übergänge“ und das mixen von zwei verschiedenen Songs anhand
mit zwei alten Kassetten-Rekordern(!), doch als ich meine Ausbildung (bei
Wertheim in der
Spielwarenabteilung)
anfing hatte ich die finanziellen Möglichkeiten einen Kredit für nagelneue
Technics-Plattenspieler aufzunehmen, und langsam wurde das ganze
professionell…mein Interesse an Musik sorgte schon immer für einen großen
Background an Musik, aber woher die Jobs nehmen? Es ging los mit kleinen
Geburtstagsparties von Freunden auf die ich damals meine Plattenspieler
mitgenommen habe und mehr oder minder umsonst für meine Bekannten aufgelegt habe
– aber ich wurde der „Stamm“-DJ in unserem kompletten Freundeskreis.
Das erste mal das ich in der Öffentlichkeit aufgelegt habe war auf einer Kiss
FM-Party im Tränenpalast. Ich hatte zwanzig meiner besten Platten mit und fragte
den DJ frech ob es ihm was ausmachen würde ihn zwischendurch abzulösen. Mein
Glück war das sein Alkoholpegel so groß war das ihm das sehr recht war und ich
rockte für knapp zwanzig Minuten die Masse dort unten. Meine Gänsehaut
motivierte mich genau dafür in der Zukunft hinzuarbeiten.
Mitte der Neunziger veranstaltete ich meine erste eigene Party um endlich mal in
der Öffentlichkeit aufzulegen und da ich völlig ahnungslos war wie man das macht
und viel zu viel Geld investiert habe, machte ich Miese – und war dennoch
glücklich für eine gut gefüllte Meute Musik zu machen.
Es folgte eine Mitgliedschaft bei den „Pedro De Pacas“, eine Weddinger Hardcore/Crossover-Band
bei denen ich als DJ eingestiegen bin und einige Festival-Auftritte ließen nicht
lange auf sich warten. Legendär ein Ausfall der Instrumente auf einem Live-Gig
den ich spontan mit dem auflegen meiner „Unknown Stuntman“-Maxi aus Colt Seavers
überspielte und in den paar Minuten wo die Gitarren wieder in Ordnung gebracht
wurden für Gelächter und Stimmung sorgte…manchmal muss man eben improvisieren…
Etwas später lernte ich Seray kennen, heute vielen als Veranstalter ein Begriff,
besuchten wir eine seiner ganz frühen Parties und meine Kumpels quatschten auf
ihn ein er sollte mich mal auflegen lassen und schoben mich auf die DJ-Kanzel.
Ich wurde sein ständiger DJ auf späteren Events, ein Grund weshalb ich ihn heute
noch „Mentor“ nenne. Ich veranstaltete eine unvergessliche Geburtstagsparty in
einem Jugendfreizeitheim wo statt 50 geladenen Gästen 350 erschienen sind und
später startete ich eine Party-Reihe auf einem Schiff, die „End Of The Summer
Parties“ 1-3, von 1997-99 und heute noch werde ich gefragt wann ich endlich mal
wieder eine mache…
Dazwischen häuften sich die Jobs und es war klar das ich nicht als Techniker zu
Battles fahren werde sondern ein Party-DJ werden würde der die Leute auf die
Tanzfläche bringt.
Es wurde alles eine Entwicklung die an Vielseitigkeit kaum zu überbieten ist,
denn ich war mir nie für irgendeinen Job zu schade. Ob ich als Untermalung in
diversen Cocktailbars auflegte um Erfahrung zu sammeln, auf wackelnden LKWs bei
dem Karneval der Kulturen oder von Mücken Open Air bei der Fete De La Music
zerstochen wurde. Ob Hip Hop-Jams in Jugendzentren, Clubs und Nobel-Parties oder
als Warm-Up auf Konzerten. Ob selbst veranstaltete Parties oder versiffte,
kultige Studenten-Schuppen. Ob als DJ einer Musik-Sendung im Offenen Kanal oder
auf Privat-Parties meiner Freunde, sogar für Hochzeiten und Schulfeiern wurde
ich schon engagiert.
Man darf sich für nichts zu schade sein, und ich habe immer was getan, immer
gewirbelt, wenn’s auch der kleinste Kram ist – nie aufhören und sein Ziel
verfolgen!
In den letzten Jahren hat sich das bezahlt gemacht und es gibt kaum einen
Veranstalter und
so
gut wie keinen Club in Berlin in dem ich noch nicht aufgelegt habe.
Die Jobs wurden exklusiver, ich legte für die Roots, für Kelis und die Black
Eyed Peas auf. Ich wurde der Stamm-DJ auf den Hochzeiten und
Privat-Veranstaltungen unserer Basketball-Nationalspieler wie z.B. Marco Pesic
und Patrick Femerling. Ich machte Musik bei der Vorstellung des neuen VW Polo im
Autohaus Unter den Linden, und legte für Schauspieler und Sänger bei den
bayrischen Filmfestspielen in Hof auf. Auch bei der Neueröffnung des KaDeWe bei
der viele Promis zugegen waren, war ich der DJ – aber trotz dieser exklusiven
Geschichten freut es mich auch immer wieder in kleinen Bars oder
Studenten-Parties aufzulegen. Die Abwechslung macht's, und die sorgte dafür das
ich im Durchschnitt heute viermal die Woche beschäftigt bin. Zu verdanken hab
ich das natürlich meinem persönlichen Musikgeschmack der so breit gefächert ist
das ich das auch immer wieder im Laufe der Jahre beim auflegen erweitert habe.
Heute gibt es kaum eine Musikrichtung in der ich nicht fit bin, außer es wäre
wohl eine harte Love-Parade-Party oder ein Country-Schuppen…eine
DJ-Allzweckwaffe sozusagen.
Ich hoffe diese Biographie klingt nicht zu angeberisch, es ist einfach nur mein
Werdegang aus meiner Sicht und vielleicht eine kleine Anregung für alle
Nachwuchs-Dj´s dort draußen immer dranzubleiben, denn was gibt’s für ein
besseres Ziel als seinen Lebensunterhalt mit seinem liebsten Hobby zu
finanzieren – der Musik…!
In diesem Sinne…Keep Rockin´ DJ Guess
Und an dieser Stelle ein dickes DANKE an DJ Task, DJ Ness, DJ Jester (Rock J)
und DJ Derezon die damals schon groß waren und mich so sehr inspiriert haben an
die Plattenspieler zu gehen und bis heute nicht von ihnen zu lassen...